Tinten
Die Rolle der Tinte ist ähnlich der des Blutes im menschlichen Körper: die Organe rundum können noch so
perfekt funktionieren, ohne das Blut geht nichts.
heißt für den Druck, dass der Drucker so schnell und so gut sein kann wie er will, passt die Tinte nicht dazu
oder gibt es keine Tinte oder passt die Blutgruppe (sprich die Eigenschaften der Tinte) nicht zur Aufgabe,
funktioniert das gesamte System nicht.
Bei allen grundsätzlichen Kaufentscheidungen für einen Drucker muss die Tinte hinsichtlich ihrer Parameter,
Verfügbarkeit und generellen Funktionalität immer berücksichtigt werden.
1.
kann die Tinte auf dem gewählten Substrat/Bedruckstoff die gewünschten/erwarteten Eigenschaften
bringen: Haftung, Abriebfestigkeit, Farbraum, Hygroskopie, etc. ?
2.
sind außergewöhnliche Vorgaben gemacht wie z.B. Lebensmittelverträglichkeit, Hautfreundlichkeit, so
genannte Nestlé Kompatibilität, Ökotex Standard
3.
kann die Tinte mit den für den Drucker angebotenen Druckköpfe eingesetzt werden ?
4.
Wird mit der Tinte und den Druckköpfe und der mechanischen Möglichkeit des Druckers die
geforderte Performance erreicht?
5.
ist die Tinte jeweils kurzfristig verfügbar? Wie ist die Lagerfähigkeit ? Wird sie extra angemischt?
6.
sind u.U. Vorbehandlung des Materials und Nachbehandlung notwendig, um die gewünschten
Eigenschaften des Enderzeugnisses zu erhalten?
7.
wie ist die Farbdichte bei entsprechender Druckgeschwindigkeit?
Billige Tinten z.B. enthalten rel. weniger Farbpigmente, daher ist Farbraum und Dichte eingeschränkt!
8.
Wie sieht es mit Reach und z.B. Arbeitsstättenverordnung, Gefahrenschulungen usw. aus.
9.
und dann ganz zum Schluss sollte erst der Preis der Tinte stehen!
Im Folgenden nun eine kurze Erklärung über den Einsatz bzw. die Besonderheiten der einzelnen Tinten
1.
Wasserbasierte Tinten
ist die wohl umweltfreundlichste aller Tinten. Es gibt sie entweder mit Farbstoffen (verblassen recht
schnell unter Sonnenlicht) oder Farbpigmenten (ca. 3 Jahre). Das Substrat muss absorbierend sein,
heißt, es muss die Tinte aufsaugen oder mit einer entsprechenden Schicht (wie Gelantine) versehen
sein. Eine regelmäßige Kalibrierung auf jeden Fall für jedes einzelne Medium ist notwendig, da der
Punktzuwachs (Auslaufen des Punktes) berücksichtigt werden muss. Drucker müssen je nachdem mit
einer Trocknungseinheit versehen sein, damit der Wassergehalt der Tinte entwichen kann. Drucke mit
diesen Tinten sind in der Regel nicht wasserfest, heißt, bei Berührung mit Wasser verlaufen die Farben.
Um diesen Effekt zu vermeiden gibt es im Markt speziell beschichtete Medien, die die Tinte aufnehmen,
das Wasser abgegeben und die Oberfläche dann versiegeln.
Bei Piezo-Druckköpfen muss zudem die Korrosion durch das Wasser berücksichtigt werden.
Druckköpfe, die für z.B. UV Tinten geeignet sind, müssen daher nicht automatisch auch für Wasser-
basierte Tinten gut sein.
2.
Tinten auf Alkohlbasis
Um die Trocknung zu beschleunigen werden o.g. Tinten auch Alkohol zugesetzt, der schneller
verdunstet.
3.
Tinten auf Harnstoffbasis
Dieser Typ Tinte, ebenfalls sehr umweltfreundlich, wurde hauptsächlich aufgrund fehlender Medien
eingestellt. Ähnlich wie bei den Lösemitteltinten, wurde die Oberfläche des Materials leicht angelöst
und die Farbpigmente eingeschlossen.
4.
Lösemitteltinten/Solvent
Lange Jahre galten diese Tinten als das non-plus-ultra für den Druck auf PVC Folien und PVC beschichte
Bannermaterialien. Aufgrund starker Umweltbelastung wird dieser Typ Tinte aber in Europa kaum noch
eingesetzt
5.
Mild Solvent/EcoSolvent
Die Alternative zu den „wirklichen Lösemittel“ Tinten sind die so genannten Mild- oder EcoSolvent
Tinten. Sie kommen mit wesentlich geringeren Menngen an Lösemitteln aus, sind aber auch nicht für
alle Medien nutzbar. Sie sind überwiegend in Druckern mit geschlossenem Tintensystem (Kartuschen)
zu finden.
6.
UV -Tinten
UV-aushärtende Tinten sind Tinten, die bei UV-Strahlung trocknen bzw. wo die enthaltenen Polymere
und Monomere sich vernetzen. Dieser Tinetntyp ist so universell wie komplex, da durch die Art der
Polymere/Monomere und die enthaltenen Photorezeptoren unterschiedliche Vernetzungseigenschaften
erzeugt werden. So können Tinten mit harter, kratzfester Oberfläche oder extrem dehnfähige Tinten für
den Tiefziehprozess hergestellt werden. Welcher Typ eingesetzt wird, muss man genau wissen, denn
wenn z.B. Farbe auf Weiß gedruckt wird, ist die Bindung zwischen den beiden Layern vom Typ abhängig.
Eine weitere Rolle spielt die Wellenlänge bzw. das Spektrum des eingestzten UV Lichtes.
Wurden in älteren Maschinen Quecksilber-Lampen eingesetzt, mit vielen Vor- und Nachteilen, so sind es
heute überwiegend LED Lampen. Worin der Vorteil besteht, lesen Sie bitte in dem anderen Glossar.
Je nach zu bedruckendem Material, kann eine Vernetzung der Tinte mit der Oberfläche des
Bedruckstoffes nicht erfolgen. Der Tintenfilm lässt sich leicht abziehen. Damit dies verhindert wird,
stehen für die verschiedenen Stoffe so genannte Primer zur Verfügung. Alternativ bzw. zusätzlich
(besonders bei Glas) kommt der Pyrosil Prozess zum Einsatz. Hierbei wird mithilfe einer Flamme ein
dünner Silikatfilm auf das Objekt aufgetragen. Dieser sorgt für eine gute bis sehr gute Haftung.
7.
UV-Hybrid Tinten
8.
Latex Tinten
erstmals wurden diese Tinten von Kodak im Vinyl-Jet eingesetzt. Letztendlich wird durch eine Heizung
die Oberfläche des Medium (in der Regel PVC bzw. PVC beschichtet) „aufgebrochen“, die Tinten wird
„hineingespritzt“ und dann wird die Oberfläche wieder geschlossen. Später wurde diese Tinten
besonders von HP weitergeführt. Obwohl weit verbreitet, haben diese Drucker dennoch ihre
Einschränkungen hinsichtlich Umweltfreundlichkeit, Nutzbarkeit jedweder Medien, usw.
9.
keramische Tinten
10.
Glas Tinten/keramische Dekortinten
Keramischen Tinten ist gemein, dass sie immer Glaspartikel (Gaze/Fritten) benötigen, die die
Verbindung zum Träger herstellen und eingebrannt werden müssen. Hierzu wird normalerweise diese
Schicht in Form eines Pulvers vorab aufgetragen. Bei Glasscheiben würde dies aber zu einer
Sichtbehinderung in den Transparenten Bereichen führen, da immer ein leichter Schlier zu sehen sein
wird. Daher ist es wünschenswert, die Fritten in die Tinte zu integrieren und nur dort zu drucken, wo sie
auch wirklich gebraucht werden. Dies ist auch bei Keramiken gewünscht, die nachträglich „dekoriert“
werden sollen. Bei Glas wird eine Einbrenntemperatur von ca. 720°C gewünscht, das bei dieser
Temperatur Glas eine besondere Härte erhält und dann als Einscheibensicherheitsglas verkauft werden
kann. Was für Glas und für den Dekor von Keramik die von Hand gespült wird, vollkommen ausreichend
ist, reicht nicht für Keramiken, die in Haushaltsspülmaschinen mit stark ätzenden Reinigern traktiert
werden. Hier werden andere Fritten benötigt, die bei ca. 850°C „schmelzen“. So lassen sich durch die
Wahl geeigneter Fritten die unterschiedlichsten Anforderungsprofile für z.B. Emaillekochtöpfe oder
ähnlich lösen.
11.
Sublimationstinten
12.
Dispersionstinten
13.
Reaktivtinten
14.
Säure-Tinten
15.
Textile-Pigment-Tinten
Diese Tinten sind relativ neu in ihrer Entwicklung, erfüllen aber bereits den lange gehegten Wunsch,
jedwede Art von textilen Geweben ohne den sonst notwendigen Aufwand dauerhaft bedrucken zu
können. Pigmenttinten bedürfen nur einer kurzen Vorbehandlung des Textils (Einsprühen einer
transparenten Flüssigkeit) und eine kurze Trocknung bei ca. 170°C nach dem Druck zur Fixierung.
Viele Farben incl. sogar fluoreszierende Farben, unsichtbaren Farben (nur bei IR oder UV Licht sichtbar)
sind bereits verfügbar.
Die Tinten werden sowohl für den Druck von Rolle auf Rolle aber auch für das Bedrucken bereits fertig
genähter Kleidungsstücke einsetzbar. (DTG)
16.
Spezialtinten die irgendwo dazwischen liegen wie TIGER Glass Iinks, WadJet-Aluminium Tinten sowie
Tinten der o.g. Gruppen in Verbindung mit Vorbehandlung (Textil, Pyrosil und Primer bei Glas, usw.)